Unschöne Werbung I: 20 Minuten
August 26, 2008 (updated on October 24, 2009)
20 Minuten online macht heute auf seiner Startseite grossflächig Werbung für das neue Rivella gelb. Leaderboard, Skyscraper, Rectangle – alle Standard-Werbeflächen sind von Rivella belegt. Doch damit nicht genug. Die gesamte Frontseite, normalerweise mit weissem Hintergrund, ist rivellafarben hinterlegt. Das ist gleich vierfach unschön.
Für den Leser: Die Farbe sticht richtig unangenehm ins Auge, wo doch ein Hintergrund einer Website beruhigend und entspannend wirken sollte. Die Navigation ist gelb auf blau schlecht lesbar, ebenso die Anrisse der Artikel (schwarz auf gelb).
Für den Webdesigner: Ein guter Webdesigner gestaltet eine Website so, dass der Leser sie gut bedienen kann. Kein Webdesigner hat Freude an Werbung, aber es gehört zu seinem Job, Werbeplätze bei der Erstellung Seitenstruktur einzuplanen. Oft werden die Werbeplätze sogar als erstes gesetzt und die Inhalte der Website “darum herum” angeordnet. Wenn aber das ganze Farbkonzept der Website durch eine Werbeschaltung über den Haufen geworfen wird, hört der Spass für den Webdesigner auf.
Für den Journalisten: Journalisten schreiben, um gelesen zu werden. Journalismus besteht in der Vermittlung von Inhalten und lebt von seiner Glaubwürdigkeit. Wenn dem Leser so offensichtlich vor Augen geführt wird, dass Werbung wichtiger ist als Inhalte, leidet die Glaubwürdigkeit des Mediums und des Onlinejournalismus allgemein.
Für den Werbetreibenden: Die grösste Freude an der Werbeaktion sollte Rivella selber haben, eine solch massive Präsenz auf einer der meistbesuchten Schweizer Medienwebsites ist sehr wertvoll (und wohl entsprechend teuer). Wenn dann aber die neue Rivella-Farbe (gelb) und die Hintergrundfarbe bei 20Minuten (gelbgrün) offensichtlich nicht überein stimmen, hat wohl nicht mal mehr der Werbetreibende selber Freude.
Fazit: Werbegau total bei 20Minuten. Genau mit solchen Aktionen wird der Ruf von Onlinejournalismus und Onlinewerbung geschädigt.
Update: Habe erst jetzt gemerkt, dass heute die Printausgabe von 20Minuten komplett auf gelbem Papier gedruckt war. Selber Grund, selber Schwachsinn.
Update 2: 20Minuten-Geschäftsführer Marcel Kohler sieht das alles sehr entspannt. Man würde so etwas “jederzeit wieder machen”, sagt er im Interview mit dem Branchendienst persoenlich.com.