📚

Die Bier-Regel für anonyme Kommentatoren

May 2, 2009 (updated on October 2, 2012)

DiskussionsgrundlageBild: cc by Anders Adermark

Man lernt ja manchmal dazu, idealerweise. So kommt es, dass meine gesammelten Erfahrungen mit Online-Diskussionen heute in die Bier-Regel münden.

Die Bier-Regel lautet so: Wenn jemand mich oder meine journalistische Arbeit online kritisiert, ohne dabei seine Identität zu offenbaren, so werde ich nicht mehr darauf reagieren. Stattdessen sind die betreffenden Kritiker jeweils – und ich meine das ernst – zu einem Bier eingeladen, um mit mir zu diskutieren. Ich höre gerne zu – aber nur, wenn ich weiss, wem ich zuhöre.

Wie ich darauf komme: Von Journalisten wird im Internetzeitalter erwartet, dass sie keine Einwegkommunikation betreiben, sondern zum Dialog mit Lesern bereit sind. Absolut einverstanden. Aus diesem Grunde beteilige ich mich regelmässig an Online-Diskussionen, die meine Artikel betreffen, meine Arbeit im allgemeinen oder Themen, mit denen ich mich beschäftige. Dabei hat sich für mich die Anonymität von Gegenübern stets als Hindernis erwiesen.

Respektvoller, konstruktiver Dialog findet auf Augenhöhe statt, mit offenem Visier. Eine Aussage steht nie für sich alleine. Sie hat einen Absender, der in einem bestimmten Kontext verortet ist und bestimmte Motive für seine Aussage hat. Verschleiert jemand seine Identität, bleibt auch dieser Hintergrund der Aussage verschleiert und dem Dialog die Basis entzogen.

An einem einfachen Beispiel illustriert: Die Aussage “Der Artikel von D.B. ist grauenhaft schlecht” erscheint in einem komplett unterschiedlichen Licht, je nachdem, wer sie macht:

– Ein zahlender Leser
– Ein Experte, der sich mit dem Thema auskennt
– Jemand, der im Artikel schlecht wegkommt
– Jemand, der gerne meinen Job hätte
– Mein Chef, der den Artikel redigiert und abgesegnet hat
– Ich selber
– etc…

Nun kann man dagegenhalten, dass die Aussage, solange sie sauber begründet ist, auch für sich alleine stehen kann. Aus diesem Grunde habe ich mich, trotz Unbehagen, in den letzten Jahren auf so manche Online-Diskussion mit Anonymen eingelassen – dabei jedoch feststellen müssen, dass früher oder später in der Diskussion fast immer der Punkt kommt, wo die Identität des Gegenübers relevant wird. Ich habe jeweils wiederholt (und erfolglos) gefordert, die Identität meines Gegenübers kennen zu dürfen. Inzwischen akzeptiere ich, dass gewisse Leute online anonym bleiben wollen. Fair enough. Ich werde mich aber auf keine Diskussionen mehr mit ihnen einlassen. Stattdessen gilt die Bier-Regel. Cheers.

Hello, nice to meet you. I'm David Bauer. I’m a journalist by training, a product person by conviction, and a generalist at heart. I love complex issues and helping people navigate them. Learn more →

📨 hello@davidbauer.ch 🤝 LinkedIn

Weekly Filet

Make sense of what matters, today and for the future. Every Friday, I send out carefully curated recommendations on what to read, watch and listen to. Trusted by thousands of curious minds, since 2011.

Past work

I have worked for startups and large companies.
As a journalist, strategist, product lead.

I have written stories and strategies.
I have built products and teams.

I have hired, mentored and promoted people.
I have navigated and accelerated transformation.
Pushed for and nurtured culture change.

I have wrangled data and code.
For insights and data visualisations.
Even a series of games.

And a ton of other things that got me excited.

If there’s one thing that runs through it all,
it’s my love for connecting dots and trying new things.

🤝
Neue Zürcher Zeitung, The Guardian, Quartz, Republik, Refind, Livingdocs, Radio Free Europe, Der Spiegel, Das Magazin, Tages-Anzeiger, SonntagsZeitung, TagesWoche, Schweizerische Depeschenagentur, Echtzeit Verlag, MAZ Journalistenschule, TEDxZurich, Bluewin, and some more.

You Don't Know Africa
Challenge Accepted by Republik
Why newsrooms need storytelling tools and what we’ve learnt building them
Klimalabor at Republik
78s – bessere Musik
A story of drinkers, genocide and unborn girls
You Still Don't Know Africa
Wenn Männer über Männer reden, reden Männer Männern nach
How to Be(come) a Happy Newsletter Writer
You Don't Know African Flags
The simple tool we use to decide what stories to work on at NZZ Visuals
Bookshelf
Kurzbefehl - Der Kompass für das digitale Leben
To compete with the web’s giants, news organisations need to become better at sending people away
Vaxillology
How I Learnt to Code in One Year
You deserve a smarter reading list — we are building it
Zum Pi-Tag: Von 3,14159 bis zum derzeitigen Ende von Pi
Milliarden aus der Fremde
Dystopia Tracker
Midterms Results Overview
Euro-Orakel
Dichtestressomat
Wie gut können Sie die Schweiz aus dem Gedächtnis zeichnen?
Never miss any of the most important links, even in a busy week
The End of Journalism in the Digital Age
Vertrauensserie
Lionel Messi
60 Stunden Facebook
Work at the Guardian Data Blog