Spart euch die Häme!
October 13, 2013 (updated on February 2, 2014)
Gleich zweimal konnte man vergangene Woche beobachten, wie Journalisten ein neues Medienprojekt mit Häme begrüssten. Am Montag, als in der Schweiz Storyfilter online ging, eine Plattform, die Inhalte aus dem ganzen Netz kuratiert. Und am Donnerstag, als der deutsche Ableger der «Huffington Post» in München lanciert wurde. Der Tenor: Das ist doch kein ernsthafter Journalismus, wer braucht denn so was?
Was sich hinter der geäusserten Ablehnung verbirgt, ist vermutlich nichts anderes als die Befürchtung, dass es dem Publikum gefallen könnte. Dass die Menschen Storyfilter und die «Huffington Post» gern und fleissig besuchen werden.
Die Häme kann man sich sparen. Wem Nutzer zur «Huffington Post» oder zu einem kleinen Start-up davonlaufen, der sollte die Fehler erst mal bei sich selber suchen. Der Medienkonsum verändert sich, an Medien und Journalisten werden neue Ansprüche gestellt. Das ist nun wirklich nichts Neues mehr. Man kann das gut oder schlecht finden. Egal ist es so oder so. Die Veränderung findet statt.
Zeit (und auch Geld) hatten die hiesigen Verlage ausreichend, um selber neue Wege zu beschreiten, den Wandel mitzumachen, mitzuprägen. Neue Projekte, auch Watson des Ex-«20 Minuten online»-Chefredaktors Hansi Voigt, hätten es weit schwerer, wenn die Schweizer Medien so gut wären, wie sie glauben. Fakt ist: Die Schweiz hat kein Medium, das man im Blindtest dem Jahr 2013 zuordnen würde.